Jever

Wettbewerb zur Umgestaltung von Schottergärten

30.06.2021 · von Oliver de Neidels

Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Rat der Stadt Jever beantragt, dass die Stadt Jever einen jährlichen Förderwettbewerb für die Umgestaltung von eintönigen und artenarmen Vorgärten, insbesondere von sogenannten „Schottergärten“, in naturnahe, insektenfreundliche Vorgärten ausruft. Der Wettbewerb ist mit attraktiven Prämien auszuloben und wird mit einer Informationskampagne medienwirksam begleitet.

Blumenwiese

Der Förderwettbewerb könnte auf diese Weise organisiert werden:

Die Ausschreibung des Wettbewerbs erfolgt zum 15. September, um die Phase der Vegetationsruhe für die Umgestaltung und Neubepflanzung optimal zu nutzen. Interessierte Eigentümer*innen eines Vorgartens bewerben sich mit einem formlosen Schreiben und dokumentieren mit Fotos den gegenwärtigen Zustand ihres Vorgartens. Die Umbaumaßnahme darf zum Zeitpunkt der Bewerbung noch nicht begonnen haben. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten dann auf Wunsch eine für sie kostenlose Beratung durch eine qualifizierte Fachkraft im Garten- und Landschaftsbau. Nach der Umgestaltung dokumentieren die Teilnehmenden den neuen Zustand ihres Vorgartens mit einem formlosen Schreiben und aussagefähigen Fotos und senden diese bis zum 14. September des Folgejahres an die Verwaltung. Die Auswahl der gelungensten Vorgarten-Projekte erfolgt durch eine Jury, die sich aus Ratsmitgliedern und Vertreter*innen der in Jever aktiven Naturschutzverbände zusammensetzt. Die Mitglieder der Jury treffen eine Vorauswahl anhand der eingereichten Fotos, die endgültige Prämierung erfolgt nach der Besichtigung der vorausgewählten Vorgärten. Für die Preisvergabe ist ein einfacher Katalog von Kriterien zu entwickeln.

Die erforderlichen finanziellen Mittel sollen in den Haushalt der Stadt eingeplant werden. Zum Ende jedes Jahres soll die Stadt den Wettbewerb evaluieren, damit die Politik über eine neue Auflage des Förderwettbewerbs beraten kann.

Begründung:

Vorgärten sind wertvolle Bestandteile des ökologischen Systems eines städtischen Raumes.

Häufig wird aber ihr Potenzial nicht genutzt und sie werden eintönig und artenarm angelegt oder sogar vollständig versiegelt. Dies geschieht aus verschiedenen Beweggründen heraus: Teilweise aus Unwissenheit, teilweise dem Wunsch nach einem möglichst pflegeleichten Garten folgend und teilweise auch einfach, um sich Modetrends in der Nachbarschaft anzuschließen.

Auch in Jever ist dieses Phänomen nicht nur in Neubausiedlungen, sondern auch in älteren Wohngebieten zu beobachten. Gartenbesitzer*innen tragen die Humusschicht ihrer Vorgärten ab, decken den verbleibenden Grund mit Folie oder Vlies ab und füllen ihn mit Kies, Splitt oder Schotter auf. Vorgärten ohne fruchttragende Sträucher und Bäume, blühende Blumen und Stauden bieten aber weder Insekten noch Kleinsäugern und Vögeln Nahrung und Unterschlupf. Sie sind aus ökologischer Sicht wertlos wie ein Parkplatz eines Verbrauchermarktes. Außerdem tragen sie auch noch dazu bei, dass sich Hitzeinseln im Stadtgebiet bilden, weil sich das Gestein am Tag mit Wärme „auflädt“, die über Nacht wieder an die Umgebung abgegeben wird.

Ziel des Wettbewerbs ist es, durch die Auslobung attraktiver und großzügig bemessener Preise einen Anreiz insbesondere für die Umwandlung von Schottergärten und versiegelter Flächen in naturnahe Gärten mit möglichst flächendeckender Vegetation zu schaffen. In der hier beschriebenen Form spricht der Wettbewerb aber ausdrücklich auch Gartenbesitzer*innen an, die an einer Aufwertung ihres zwar begrünten, jedoch nicht in besonderem Maße artenreich und naturnah angelegten Vorgartens interessiert sind.

Durch die begleitende Information der Bürgerinnen und Bürger auf den der Stadt zur Verfügung stehenden Kanälen, soll auch über diese Zielgruppen hinaus für naturnahe, insekten- und vogelfreundliche Gärten mit heimischen Gehölzen und nektar- und pollenreichen Pflanzen geworben werden. Auf einer Webseite könnten die Nachteile von Schottergärten den Vorteilen von naturnahen Vorgärten gegenübergestellt und darauf hingewiesen werden, dass ein Schottergarten nicht notwendigerweise einen geringeren Pflegeaufwand bedeutet.  Von kostenlosen Musterentwürfen für naturnahe und pflegeleichte Vorgärten, Tipps zu Bodenvorbereitung und standortabhängiger Pflanzenwahl würden alle Gartenbesitzer*innen profitieren. Auch könnten in diesem Zusammenhang Informationsveranstaltungen mit Vorträgen qualifizierter Referent*innen angestoßen oder durch die Stadt selbst ausgerichtet werden.

In einer Zeit immer neuer Hitzerekorde und eines voranschreitenden Artensterbens brauchen wir dringend ein möglichst dichtes Netz aus Grünstrukturen. Ein grüner Vorgarten ist ein wertvoller Beitrag und ein guter Anfang!


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