Jever

Mehr Tempo in Richtung Fahrradstadt

18.01.2022 · von Oliver de Neidels

Die Fraktionen von SPD und Grüne im jeverschen Stadtrat machen mit zwei Anträgen zum Radverkehr mehr Tempo auf dem Weg zur Fahrradstadt. Außerdem beantragen sie den Beitritt der Stadt zur einer Städteinitiative, die mehr Handlungsspielraum bei der Ausweisung von Tempo-30-Bereichen fordert.

Piktogramme Von-Thünen-Ufer
So könnte es aussehen: Piktogrammketten und Schilder zeigen, dass auf der Fahrbahn gefahren werden darf.

Das Kernprojekt des Radfahrplans ist der Neu- oder Ausbau von Radwegen an den beiden Hauptachsen der Stadt (ehemalige B 210 und L 813/K 332). Aktuell gibt es an keiner dieser Straßen einen ordentlichen Radweg. Entweder gibt es nur Gehwege oder die vorhandenen Radwege sind nicht benutzbar. Um den Ausbau des Wegenetzes strukturiert bis zum Jahr 2030 abgeschlossen zu haben, beantragen SPD und Grüne die Erarbeitung einer „Leitplanung Radwege“

Diese Leitplanung enthält einen Zeitplan, aus dem die Reihenfolge und das Jahr der Umsetzung der einzelnen Bauabschnitte hervorgeht. Außerdem sollten vorab möglichst generelle Überlegungen zur Gestaltung gemacht werden, um ein einheitliches Radwegenetz zu erstellen. An der Leitplanung können auch alle Prozesse und Ressourcen für diese Aufgabe ausgerichtet werden und die Gefahr eines Verzetteln in Kleinprojekten besteht nicht.

Mögliche Fragestellungen für die Betrachtung der Leitplanung sind dabei unter anderem: Was ist der Idealzustand nach der Umplanung? Welche Standards wollen wir stadtweit im Radnetz haben? Gibt es wiederkehrende Elemente (einheitliche Farbgebung/Beschilderung/Oberflächengestaltung)? Planen wir die Abschnitte einzeln oder lassen wir vielleicht zu Beginn alles durchplanen und müssen dann nur noch die Planung abarbeiten? Wie lassen sich die Hauptstraßen in sinnvoll umsetzbare Abschnitte unterteilen? Mit welchen Streckenabschnitten fangen wir an? An welchen Stellen können wir den Radverkehr vielleicht vor anderen Verkehrsarten priorisieren? Gibt es vielleicht Strecken, auf der wir mit wenig Aufwand viel erreichen können? Wo müssen wir den Kreis oder das Land mit ins Boot holen?

Zusätzlich schaffen wir durch diese Leitplanung für die Bürger:innen Transparenz. Es ist für alle ersichtlich, wann auf welchem Teilabschnitt mit der Schaffung eines Radweges zu rechnen ist.
Unabhängig von der innerstädtischen Planung soll noch in 2022 mit der deutlichen Aufwertung des Radweges zwischen Schortens und Jever entlang der alten B210 begonnen werden. Fahrbahnbreite, Oberflächenqualität und Beleuchtung stehen hier zur Verbesserung/Erneuerung an.

Um die Situation für Radfahrende in der Zwischenzeit bis zum Ausbau der Radwege kurzfristig zu verbessern, beantragen SPD und Grüne das Aufbringen von Fahrrad-Piktogrammen auf den Fahrbahnen der Haupt- und Verbindungsrouten und das Aufstellen von Hinweisschildern. Neben den genannten Hauptachsen betrifft das die Anton-Günther-Straße und die Ziegelhofstraße/Adolf-Ahlers-Straße. Aktuell haben Radfahrende in der Stadt die Wahl zwischen Fahrbahn oder Gehweg. Mit vielen aktuellen Rädern ist die Nutzung des Gehwegs aber meist die schlechtere Option, weil sie zu breit, zu schnell oder der Weg zu unsicher oder kaputt ist. Die Radfahrenden, die aktuell ganz legal die Fahrbahn benutzen, kommen aber zum Teil in viele Konflikte mit dem Kraftverkehr. Zu enges Überholen trotz Gegenverkehr, Hupen, Beschimpfungen oder auch bewusstes Abdrängen sind an der Tagesordnung. Oftmals liegt dies an der falschen Wahrnehmung der Autofahrenden, dass Fahrräder auf dem Gehweg fahren müssten. Um diese Situationen zu verbessern, haben sich in regelmäßigen Abständen aufgebrachte Fahrradpiktogramme auf der Fahrbahn vielerorts bewährt.

Zusätzlich sollen an markanten Punkten in der Stadt Schilder mit der Aufschrift „Fahrräder dürfen die Fahrbahn benutzen“ aufgestellt werden, um auf die legale Fahrbahnnutzung hinzuweisen.
Der Erfolg dieser beiden Maßnahmen soll ein Jahr nach der Umsetzung bewertet und den Fachgremien zur erneuten Beratung vorgelegt werden.

Außerdem beantragen die beiden Fraktionen, dass die Stadt Jever der Städteinitiative „Lebenswerte Städte durch angemessene Geschwindigkeiten“ beitritt. Diese Initiative des Deutschen Städtetags, der mittlerweile mehr als 70 große und kleine Städte beigetreten sind, fordert mehr Spielraum bei der Ausweisung von Tempo-30-Strecken. Bisher ist die Temporeduzierung an strenge Vorgaben geknüpft und oftmals nur im Umfeld von Schulen, Kindergärten oder Altenheimen umsetzbar. Die Initiative möchte erreichen, dass die Städte die Geschwindigkeitsbeschränkungen selber bestimmen können, um lokalen Begebenheiten Rechnung zu tragen. Das schließt natürlich nicht aus, dass an gut ausgebauten Hauptstraßen weiterhin Tempo 50 gefahren werden kann. Der Beitritt zur Initiative hat erstmal keine direkten Auswirkungen, sondern ist als Appell und Absichtserklärung zu verstehen. Bundesverkehrsminister Wissing (FDP) hat sich in der vergangenen Woche ebenfalls dafür ausgesprochen, möglichst den Städten die Entscheidung darüber zu lassen, wo wie schnell gefahren werden darf. Jever hofft mit der Teilnahme an der Initiative auf einen Modellversuch in der Stadt.

Antrag Leitplanung Radwege

Bessere Planung: Wann kommt wo ein neuer Weg?

Antrag Piktogrammketten und Schilder

Radfahren auf der Fahrbahn ist erlaubt

Antrag Beitritt Städteinitiative Tempo 30

Wir möchten selber entscheiden, wo Tempo 30 gilt


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